Manch öffentliche Kunst in München kennen selbst Einheimische nicht – und das obwohl sie täglich daran vorbeilaufen. Wir stellen sechs Kunstwerke vor, die sich oft erst auf den zweiten Blick entdecken lassen.
Jederzeit und umsonst ein Kunstwerk von Ólafur Elíasson angucken? Das geht im Münchner Westend. Denn dort steht in einem Innenhof in der Ganghoferstraße 29 die „endlose Treppe“. Offiziell heißt das Werk des isländisch-dänischen Künstlers „Umschreibung“ – seit 2004 kann man es in dem Hinterhof der Treuhandgesellschaft KMPG bewundern. Neun Meter hoch ist die Treppe und führt ins Nirgendwo, denn sie ist in sich geschlossen. Das heißt, sobald man oben angekommen ist, geht es automatisch wieder herunter. Das Betreten ist zwar verboten, das Fotografieren allerdings nicht!
Zwischen der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) und Technischen Universität (TU) hängt ein Kunstwerk in schwindelerregender Höhe: der schwebende Basketballkorb des Holzbildhauers Benjamin Bergmann, der selbst an der Kunstakademie in München studierte. Sein Werk heißt „Never ever“ und beschäftigt sich mit Scheitern und Erfolg – das Dach einer Elite-Universität ist dafür wahrscheinlich der perfekte Standort. Der über der Barer Straße schwebende Basketballkorb befindet sich allerdings nicht nur in unerreichbarer Höhe, sondern er ist zudem umgedreht – ein Treffer also unmöglich. Der Künstler sagt: „Das Schöne an der Absurdität ist für mich die Nachhaltigkeit der Verwirrung. Irgendwann ertappt man sich bei dem Gedanken, dass eine gänzlich absurde Welt vielleicht viel schöner wäre“.
Georg Elser war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, der 1939 ein Bomben-Attentat auf Adolf Hitler verübte. Heute erinnert ein Denkmal an einer Grundschulfassade in der Maxvorstadt an ihn, denn hier um die Ecke hatte er zu seiner München-Zeit gewohnt. Die Lichtinstallation mit einem Durchmesser von fünf Metern leuchtet nur eine einzige Minute am Tag – und zwar um 21.20 Uhr, zur genauen Uhrzeit der Bombendetonation damals im Bürgerbräukeller. Entworfen wurde das Denkmal von der Frankfurter Künstlerin Silke Wagner: In einem kreisrunden Schriftzug, der mit seiner Form an Explosion erinnern soll, liest man das Datum des Attentats „8. November 1939“.
Auf den ersten Blick könnte man sie für echte Zeitungsseiten halten, aber die Flugblätter der Weißen Rose sind seit 1988 auf dem Boden vor der Ludwig-Maximilians-Universität in Stein verewigt. Das Denkmal, das auch Portraitfotos und einen Abschiedsbrief zeigt, wirkt wie zufällig, unterteilt sich aber in vier Themen-Blöcke. Einer zeigt die Geschwister Scholl, die am 18. Februar 1943 festgenommen wurde, nachdem sie ihre regimekritischen Flugblätter von der Galerie in den Lichthof der LMU geworfen hatten. Daraufhin wurden sie verhaftet und zusammen mit Christoph Probst wenige Tage später hingerichtet. Auch im Lichthof steht heute eine Gedenkstätte für die Weiße Rose sowie eine Bronzebüste von Sophie Scholl.
Im Café Münchner Freiheit in Schwabing gibt es einen Gast, der wirklich immer da ist: Helmut Fischer. Der Schauspieler wurde vor allem mit seiner Rolle als „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ berühmt. Die Bronze-Statue des beliebten Münchners wurde kurz nach seinem Tod im Jahr 1997 von dem Künstler Nicolai Tregor angefertigt. Um das Denkmal kümmerte sich Oberbürgermeister Christian Ude, der ein guter Freund von Fischer war. Als Standort kam natürlich nur der Lieblingsplatz im Café in Frage, von dem aus man den besten Blick aufs Geschehen hat – ganz nach dem berühmten Satz „Spatzl schau, wia i schau“. Der Künstler arbeitet mittlerweile an einer zweiten Statue, die Fischer bald Gesellschaft leisten soll: dem 2015 verstorbenen Regisseur Helmut Dietl, Erfinder des Monaco Franze.
Wer aufmerksam durch die Münchner Innenstadt spaziert, der wird am Eingang zur Kaufingertor-Passage einen fast lebensgroßen Mann mit ausgebreiteten Armen auf einer roten Stange balancieren sehen – und vielleicht kurz erschrecken, denn im ersten Moment denkt man, hier möchte jemand hinunterspringen. Die Figur ist allerdings aus Holz und eine Arbeit des Bildhauers Stephan Balkenhol, der für seine grob gehauenen Holz-Skulpturen bekannt ist. Seine häufigste Figur ist der Mann mit weißem Hemd und schwarzer Hose, ein Typus unserer Gegenwart, der keine eindeutigen Emotionen zeigt und somit viel Spielraum für Betrachter*innen lässt.